Bildandacht für den 28. Juni 2020 - Verloren und gefunden

Achtzehn Monate – so lange hält angeblich im Durchschnitt das Verliebtsein an.

Zeit
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Dann sind die Schmetterlinge im Bauch weg, dieses herrliche Gefühl, wenn man sich freut auf das nächste Beisammensein oder den nächsten Telefonanruf. Danach verliert sich das. Wenn es gut geht, weicht das Verliebtsein einem anderen Gefühl: einander vertraut sein, sich tiefer verstehen, sich geborgen fühlen und Geborgenheit schenken, Liebe eben. Nach durchschnittlich 14,8 Ehejahren aber trennen sich viele Paare wieder. Dann ist die Liebe weg, verloren, kommt plötzlich abhanden „wie andern Leuten ein Stock oder Hut“. So beschreibt es Erich Kästner in einem Gedicht.

Im Verlieren steckt keine Absicht, meistens jedenfalls nicht. Es passiert einfach: der Regenschirm, den man irgendwo und irgendwann liegengelassen haben muss; der Ring, den man verloren hat - vielleicht beim Händewaschen; Sogar Menschen können verloren gehen. Kleine Kinder im Schwimmbad kann man noch ausrufen lassen; größere wollen manchmal gar nicht gefunden werden, brechen den Kontakt ab; andere geben sich verloren oder werden verloren gegeben von der Familie oder ihrer Umwelt.

In der Bibel heißt es von Jesus, dass er gekommen ist, um das Verlorene zu suchen. Es klingt, als ob Menschen, Gott „abhanden“ kommen könnten. Als ob das einfach so passieren könnte, so wie zwei Menschen die Liebe abhanden kommt und keiner ist „schuld“. Auf einmal stellt der Mensch fest: „Wo bin ich eigentlich hingekommen im Leben? Was tue ich hier? Wie komme ich hier wieder raus?“

Die Bibel erzählt davon, dass Menschen manchmal verloren gehen – im übertragenen Sinn. Sie verlieren die Orientierung, den Kompass im Leben. Dann brauchen sie Menschen, die sie nicht verloren geben, weil sie wissen: das ist so im Leben, das kann passieren, dass man verloren geht. Und weil sie glauben: jeder und jede ist es wert, dass man nach ihnen sucht. So wie Jesus sich auf die Suche nach dem Verlorenen gemacht hat. Am Ende der Suche – verspricht er – gibt es keine Vorhaltungen, sondern ein Fest mit allen.

(Sabine Meister, Gottesdienstinstitut der ELKB)

Evangelium

Lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wiederlebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

Lukas 15, 1-3.11b-32