Dem kleinen Tannenbaum (so ein Bäumchen im Blumenkübel), den meine Frau und ich vor sechs Jahren für ein Weihnachtsfest gekauft haben, geht es leider gerade nicht gut. Die Trockenheit hat ihm nicht gutgetan, fürchte ich. Aber er ist noch da und erholt sich bestimmt, denn er hat sich bisher immer wieder erholt! Just dieser Baum und das Wort "Beständigkeit" haben mich an das Lied erinnert, in dem es um beides geht:
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit,
o Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.
Mir ist schon klar, dass gerade Weihnachtlieder keine Saison haben. Aber einen Gedanken für unsere Situation gefällt mir trotzdem:
Die Hoffnung und Beständigkeit,
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit!
Bäume sind sicherlich viel beständiger als Menschen. Zumal im Vergleich zu modernen Menschen angesichts von Mobilität, Globalisierung und Freizeitstress. Ein Baum kommt nicht viel rum. Dafür wirft einen Baum auch nicht so leicht etwas aus der Bahn. (Wobei es erschreckendes über das Waldsterben zu sagen gäbe.) Gerade wo jetzt das Leben langsam wieder erwacht, der Verkehr neben meinem Haus an der Landstraße Erding-Landshut wieder laut donnert wie eh und je und ich zaghaft wieder diesen und jene treffe, mahnt mich das Bäumchen zur Langsamkeit. Ich genieße das Wiedersehen mit den wenigen, die ich treffe umso mehr, weil es wieder etwas besonderes für mich ist, jemanden zu treffen.
Außerdem mahnt mich der Baum zu einer eigentümlichen Mischung aus Bewegung und Ruhe: Bäume sind schließlich kein Symbol für Stillstand; sie wachsen ja durchaus. Aber eben langsam. In dem Wort Beständigkeit aus dem Text steckt ja auch das Wort Bestand drin. Ein Baum hat (in der Regel) Bestand; heute, morgen, auch noch in einem Jahr. Das sollte auch mein und besonders unser aller Bestreben als Menschheit sein: Bestand haben – und zwar heute, morgen und in einem Jahr!
(Pfarrer Steffen Barth)