Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.
(Römerbrief 12,12,)
Mehr als drei Wochen Ausgangsbeschränkungen liegen nun hinter uns, seit über vier Wochen sind die Schulen und Kindergärten geschlossen. Für heute und morgen erwarten wir erste Äußerungen der Politik, wie es in den nächsten Wochen weitergehen kann. Es wird wohl um die Frage gehen, wie viele Einschränkungen weiter notwendig sind, um unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Eines ist schon jetzt klar: es wird keine schnelle Rückkehr in die Normalität sein. Schritt für Schritt werden wir den Weg durch die Pandemie weitergehen müssen.
Schritt für Schritt. So hat es auch der alte Straßenkehrer Beppo in Michael Endes Buch Momo gemacht:
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.
Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.
(Michael Ende, Momo)
Geduld brauchen wir wohl zuallererst, um langsam Schritt für Schritt weitergehen zu können. Im Römerbrief heißt es: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Am Wochenende haben wir das Osterfest gefeiert. Unsere Kirchen waren fröhlich geschmückt, Menschen sind gekommen, um in den Kirchen zu beten und sich das Osterlicht mitzunehmen, ein Symbol der Hoffnung, die wir als Christen haben.
Diese Hoffnung ist etwas anderes als nur ein nicht genauer bestimmtes Gefühl auf etwas Anderes oder Besseres, so wie Glaube auch etwas anderes ist als eine reine Annahme ohne Beweise. Für Christen hat diese besondere Hoffnung einen Grund - nämlich Jesus Christus in seinem Leben und Sterben.
Durch ihn wissen wir, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern dass wir auf sein Wiederkommen zugehen. Diese österliche Freude ist unabhängig von der momentanen Situation, sie wird auch nicht von Bedrängnissen erdrückt. Auch das ist eine Erfahrung, die Christen jeher gemacht haben - und das müssen nicht die Extremsituationen sein wie bei Dietrich Bonhoeffer oder die Trauer und Verzweiflung am Ende eines geliebten Lebens.
Eine Art, um auch im persönlichen Leben in Verbindung mit dieser Hoffnung zu bleiben, ist das Gebet - gemeinschaftlich in Kreisen, der Familie oder auch alleine am Abend. In herausfordernden Situationen ist man vielleicht besonders versucht, mit dem Gebet aufzuhören, wenn die erhoffte schnelle Hilfe ausbleibt. Und doch: Beten hilft! Beten hilft, die eigenen Sorgen und Hoffnungen zu teilen. Und die Gemeinschaft im Gebet bringt Verbundenheit in der Gemeinde - also mit denen, die ebenso beten und den gleichen Grund der Hoffnung sehen.
Leider ist das Sonntags im Gottesdienst ist es uns nicht möglich – aber das tägliche Läuten der Glocken des Moosburger Kastulusmünsters um 15 Uhr und um 19.30 Uhr (wie auch an anderen Orten, evtl. zu anderen Uhrzeiten) lädt auch uns evangelische Christen ein, uns im Gebet mit anderen zu verbinden.
Wir möchten Sie dazu einladen, auch daran teilzunehmen. Gemeinschaft ist nicht nur die körperliche Nähe, sie kann eben auch durch gemeinsame Handlungen und Hoffnungen entstehen und bestehen - wie das Singen von den Balkonen in Italien. Vielleicht ist das auch die Chance, ein tägliches Gebet wieder in den eigenen Tagesablauf aufzunehmen...
(Pfarrerin Regine Weller)