Rembrandt hat viele biblische Geschichten und Szenen in seinem Bild zusammengestellt. Die Segnung der Kinder, Heilungen von Blinden, Lahmen und Aussätzigen, die Zuwendung zu den Armen und Bedürftigen ebenso wie die Streitgespräche imit Pharisäern und Schriftgelehrten und die Auseinandersetzung mit den Reichen und Mächtigen.
Fast weihnachtlich mutet die Szene an – der strahlende Christus in der Mitte, die Menschen, die sich vor ihm drängeln und seine Nähe suchen. Wie sich an der Krippe die Hirten und die Weisen – die Außenseiter und Fremden – versammeln, so drängen sich hier die Kinder mit ihren Müttern, die Kranken und die Armen um Jesus.
Und genauso wie wir an Weihnachten zur Krippe kommen und das Kind anschauen sollen, werden wir auf dem Rembrandt‘schen Bild von Jesus gerufen, um zu sehen, was da im Namen Gottes geschieht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt. Dieser Ruf Jesu erquickt die Hörenden.
Und wie schon in der Weihnachtsgeschichte für das Christus-Kind kein Platz in der Herberge ist, so haben auch auf dem Bild die Schriftgelehrten und Pharisäer ihre Gesichter und Herzen vom Heiland abgewandt und keinen Platz für seine Worte.
America first, Law and Order, der Ruf nach Recht und Ordnung oder das Geschrei „Ausländer raus“ – das wird nie erquicken und trösten. Wer sich von der Liebe und der Barmherzigkeit abwendet, wer Hass sät und anderen nur mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen begegnet, wer Verschwörungstheorien verbreitet und sich vor der Not anderer verschließt, wird Unfrieden stiften und Angst schüren.
Jesus steht mit offenen Armen da. Er öffnet sich für die Menschen mit ihrer Not und ihrer Sehnsucht. Er wendet sich ihnen zu und erhebt die Hand zum Segen. Kein Wunder, dass die Sklaven und Fremden, die Unmündigen und Kinder, die Kranken und Aussätzigen zu ihm kommen.
Gewiss stehen heute auch die wegen ihrer Hautfarbe Misshandelten und Missachteten vor Jesus. Die Alten in den Heimen, die nicht besucht werden, und die Jungen, die nicht besuchen dürfen, wenden sich an ihn. Die an Corona Erkrankten ebenso wie deren Familien, die geschlagenen Frauen und missbrauchten Kinder können sich in seinen Armen bergen. Und die Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen werden gestärkt und ermutigt. Sie alle suchen – zwischen Bangen und Hoffen – Hilfe bei ihm.
Und die, denen nichts fehlt? Sie sind gerufen, zu kommen, sich Jesus zuzuwenden und ihr Herz zu öffnen. Das wird auch sie erquicken.
(Gottfried Greiner, Gottesdienstinstitut der ELKB)