Liebe Leserinnen und Leser,
was passiert hier gerade – in der Welt, in Deutschland, in Moosburg/Wartenberg, in meinem Leben? Innerhalb von Wochen, Tagen, ja Stunden überschlagen sich die Ereignisse. Das Leben, wie wir es kennen, hört auf – bis auf Weiteres. Keine Veranstaltungen mehr, keine Schule, kaum soziales Leben, keine Gottesdienste. Allerdings fallen die Gottesdienste nicht aus, weil die Botschaft der Bibel von Hoffnung und Trost jetzt nicht mehr so wichtig ist, sondern um Ansteckungsgefahr zu vermeiden.
Es ist überhaupt nicht so, dass wir Christinnen und Christen, gerade ich als Pfarrer, jetzt mal die Klappe halten und den Profis das Feld überlassen sollten. Zwar sieht man in der Öffentlichkeit jetzt vor allem: Politikerinnen und Politiker, Virologen, Ärztinnen, Wirtschaftsleute. Aber Christinnen und Christen verstehen etwas von Hoffnung, von Glaube, von Gemeinschaft und auch etwas von Heilung, das jetzt wichtig ist. Wissen Sie, wieviele Kranke Jesus geheilt hat? Viele. Sehr viele.
Ich fürchte, Jesus wird nicht kommen und die Corona-Infizierten heilen. Leider. Aber diese Geschichten von Heilung sind mehr als Geschichten. Sie sagen etwas. Etwas über Gott und etwas über das Leben.
- Gott will nicht, dass Menschen leiden. Jesus hat von Gott die Macht bekommen, Kranke zu heilen – von ansteckenden Krankheiten, von psychischem Leid, von unbekannten Dämonen. Ob in der Bibel oder in anderen Religionen und früher wie heute: Oftmals haben Menschen geglaubt, das Leid käme von Gott. Leid sei eine Strafe Gottes für menschliche Schuld, für Versagen, glaubten sie. Nein! Ist es nicht. Nach dem, was die Evangelien berichten, ist Gott ein Feind des Leids.
- An Ostern hat Gott in Jesus Christus den Tod überwunden – ja, den Tod! Er kann dem Leid Einhalt gebieten, er hat es bereits getan. In Jahrtausenden haben Menschen erfahren, wie ihr Leid oder das Leid anderer gelindert wurde – auch von Gott. Glaube hilft. Beten hilft. Auch im Leid bist du nicht allein – Gott kennt das Leid und er ist da. Bei dir. Im Leiden.
- Corona-Krise, Krieg in Syrien, Elend in Flüchtlingslagern, Heuschreckenplage in Ostafrika usw. – die Welt ist voller Leid. Ich weiß nicht warum und wie lange noch. Aber nicht für immer! Gott wird das Leid beenden. In der Offenbarung des Johannes heißt es
Um er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein.
In den kommenden Wochen werden keine Gottesdienste und Andachten stattfinden dürfen. Deshalb wird die Botschaft der Hoffnung andere Wege gehen: sowohl die katholische als auch die evangelische Kirchengemeinde werden viel digital über die Homepages zur Verfügung stellen. Denn auch in Vereinzelung, Isolation, Quarantäne, sogar in Krankheit und Tod ist Gott da. Natürlich wäre wertvoll, etwas hartes, sichtbares, greifbares gegen das Virus zu haben, eine greifbare Medizin. Aber: man kann die Viren nicht sehen. Und deshalb passt es, unsichtbares mit unsichtbarer Medizin zu bekämpfen. Mit Hoffnung.
Der Apostel Paulus kannte kein Corona, aber Krankheiten gab es natürlich immer schon. In großer Gefahr schrieb er folgende Zeilen, und da Gefahr Gefahr ist und Sorge Sorge ist, gelten sie auch für uns:
Wir werden von allen Seiten bedrängt [von einem unsichtbaren Virus, aber auch von tief eingreifenden Schutzmaßnahmen] aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange [was soll passieren? Wir geht es weiter? Was wird mit mir, mit meiner Familie, den Menschen, die ich kenne und denen, denen ich begegne?] aber wir verzagen nicht. Wir werden verfolgt [von Angst, aber auch von Druck und Verantwortung.] aber wir werden nicht verlassen.
Hoffnung ist jetzt das wichtigste, das wir haben – Hoffnung für das Leben und für darüber hinaus. So wünsche ich Ihnen allen diese Hoffnung und möge Gott bei Ihnen sein mit seinem Segen. Zum Abschluss noch einmal Worte des Paulus:
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Pfarrer Steffen Barth